Die Suche nach Kandidat*innen kann ermüdend sein, gerade wenn Sie verschiedene Kanäle bespielen müssen. Stellenbörsen haben zwar eine große Datenbasis, dafür sind die Kosten aber entsprechend hoch. Und meistens reicht eine Plattform nicht aus, Sie müssen also mehrfach bezahlen. Eine Alternative ist, Talente dort zu suchen, wo sie sich wahrscheinlich aufhalten. Und das sind die großen Business-Netzwerke, ganz vorne XING.
Für Recruiter*innen hat XING ein eigenes Werkzeug entwickelt, den XING TalentManager. Damit können Sie im Netzwerk selbst nach Talenten suchen und diese übersichtlich und effektiv verwalten. XING gibt an, dass Sie mit dem TalentManager dreimal so viele potenzielle Kandidat*innen erreichen als ohne dieses Tool. Als Bestandteil Ihrer Social Media Recruiting Strategie kann er eine wichtige Rolle spielen.
Was sind die Funktionen des XING TalentManagers?
Der TalentManager von XING ist eine All-in-one-Lösung innerhalb des Netzwerkes. Sie können ein Team dort anmelden, das dann eigenständig auf Talentsuche geht und diese verwaltet. Das wohl stärkste Werkzeug ist die Suche im Netzwerk. Sie können nach Namen suchen, wenn Sie eine Empfehlung erhalten haben, oder nach Berufsbezeichnungen. Weiterhin stehen Ihnen noch zusätzliche Filter zur Verfügung.
Das Dashboard zeigt Ihnen an, welche Suchen Sie zuletzt getätigt haben, welche Aktivität es gab und welche Kandidat*innen Sie zuletzt angeschaut haben. Stellenanzeigen werden im TalentManager als Projekte verwaltet. Diesen kann ein bestimmter Status zugewiesen werden (in Arbeit, beendet, dringend), Sie können aber auch einen Talent-Pool anlegen. Die Projekte können Sie mit Ihrem Team teilen, sodass jede*r Mitarbeiter*in seine*ihre Aufgabe im Recruitingprozess erledigen kann.
In den Projekten können Sie entweder die Stellenbeschreibung manuell eintragen oder sich eines der Smarttemplates bedienen. Diese können etwa eine bestehende Anzeige auf Ihrer Karriereseite auslesen und alle Details importieren. Die Algorithmen von XING lesen dann die Informationen aus und machen Vorschläge von passenden Kandidat*innen.
Sie können diese Kandidat*innen auswählen und über den XING-internen Nachrichtendienst kontaktieren. Diese Kommunikation kann für alle an einem Projekt mitarbeitenden Teammitglieder sichtbar gemacht werden. So ist jede*r auf dem aktuellen Stand, mit welchen Bewerber*innen bereits gesprochen wurde.
Darauf sollten Sie bei Projekten im XING TalentManager achten
Ein Algorithmus ist immer nur so gut wie die Daten, mit denen er gefüttert wird. Bei Stellenanzeigen sind das die relevanten Schlüsselwörter. Je besser Sie diese Keywords auswählen, umso genauer kann die Datenbank Ihnen passende Ergebnisse liefern.
Sie sollten dabei sowohl die allgemeinen Schlüsselwörter (etwa Buchhaltung oder Softwareentwicklung) als auch die spezifischen Keywords (wie Controlling oder Programmiersprache Python) benutzen. XING empfiehlt möglichst viele Begriffe zu verwenden, die auf die Stellenanzeige passen. Es kann allerdings hilfreich sein, eine gute Auswahl zu treffen, die Streuverluste verhindert.
Alleine auf die Empfehlungen, die nach Erstellung eines Projekts gegeben werden, sollten Sie sich bei der Bewerberauswahl nicht verlassen. Immerhin ist das nur eine erste Auswahl. Mit der Suche können Sie bestimmte Kriterien anlegen, die ein Algorithmus vielleicht übersieht oder geringer wertet, wie einen Postleitzahlenbereich, die Branche oder ein bestimmtes Land.
Wie kann der XING TalentManager helfen, Kandidat*innen effizienter zu rekrutieren?
Die Oberfläche des TalentManagers macht es Ihnen einfach, mit wenigen Klicks einen Pool an Talenten zusammenzustellen. Sie erhalten kurz nachdem Sie ein Projekt erstellt habe eine lange Liste mit Empfehlungen von passenden Kandidat*innen. Diese können Sie dann in einer ersten Auswahl dem Projekt zuordnen. Im nächsten Schritt lesen Sie die Profile der ausgewählten Personen genauer durch. Über das Menü kontaktieren Sie diese dann direkt aus dem Profil heraus.
Dank der vom Computer generierten Empfehlungen erhalten Sie in kurzer Zeit bereits qualifizierte Kandidat*innen und müssen nicht erst auf Rückmeldungen warten. Sie sparen viel Zeit, indem Sie bereits eine nennenswerte Anzahl an potenziellen Talenten haben. Die endgültige Personalauswahl werden Sie dennoch selbst vornehmen müssen, aber selbst hier hilft Ihnen das übersichtliche Interface. Sie haben alle wichtigen Informationen auf einen Blick und müssen nicht erst durch lange CV und Empfehlungsschreiben lesen. Und: Sie können jeder Person einen Status geben, zum Beispiel „Erstkontakt“ und so Ihr Team wissen lassen, wo im Recruitingprozess sich der*die Kandidat*in gerade befindet.
Kandidat*innen, die infrage kommen, werden direkt kontaktiert – auch hier sparen Sie viel Zeit und Mühe. Sie haben alle Nachrichten immer im Blick und können kurzfristig Bewerbungsgespräche führen. Über das Dashboard haben Sie ständig die Übersicht und können sich den Status jedes Projekts anzeigen lassen.
Über die Statistiken sehen Sie jederzeit, welchen Fortschritt die einzelnen Projekte machen und wie erfolgreich Sie sind. So wird angezeigt, wie viele der Kandidat*innen tatsächlich nach einem Job suchen und wie viele offen gegenüber Empfehlungen sind. Über diese Statistiken können Sie die Suchen verfeinern und optimieren, sollten Sie nicht genügend qualifizierte Empfehlungen erhalten.
Eine kleine, aber sehr komfortable Funktion sind die Häkchen bei den Nachrichten. So wie bei WhatsApp zeigen Sie Ihnen an, ob eine Nachricht gelesen wurde. Damit wissen Sie, ob Ihre Anfrage zeitnah gesehen wurde. Je nach Zeitraum kann Ihnen das dann beim Follow-up helfen: Wer die Nachricht gelesen hat, aber bislang nicht antwortete, bekommt eine weitere Nachfrage.
Wie hoch sind die Kosten des XING TalentManagers?
XING bietet im TalentManager Einzellizenzen für Unternehmen an, deren Kosten von der Größe des Unternehmens abhängen. Firmen, die bis zu 500 Beschäftigte haben, bezahlen pro Monat 399,17 Euro. Jede*r Recruiter*in, der*die den TalentManager nutzt, muss eine eigene Lizenz haben. Bei Firmen zwischen 500 und 1000 Mitarbeiter*innen erhöhen sich die Kosten für eine Einzellizenz auf 432,50 Euro monatlich. Ab 1000 Mitarbeiter*innen bietet XING eine persönliche Beratung bei der Kostenfrage. Die Lizenz gilt für ein Jahr.
Mit der Plus-Lizenz können weitere Funktionen freigeschaltet werden. Dazu gehören eine unbegrenzte Anzahl an Nachrichten, die verschickt werden können und Smart Pools, die Ihnen jeden Tag neue Empfehlungen ins Postfach schicken. Außerdem können Sie beliebig oft nach Kandidat*innen-Profilen suchen. Bei Firmen zwischen 500 und 1000 Mitarbeiter*innen steigen die Kosten auf 565,83 Euro, bei kleineren Unternehmen auf 524,17 Euro für das Pluspaket.
Die Standardversion schränkt die Zahl der Nachrichten auf 200 pro Monat zu Personen ein, die keine Kontakte sind. Sie können unbegrenzt nach Kandidat*innen suchen und erhalten eine Hilfeanleitung.
Welche Unterschiede gibt es zum LinkedIn Recruiter?
Auch das weltweit größte Business-Netzwerk bietet seinen Kund*innen Hilfe bei der Suche nach Talenten an. Bei LinkedIn heißt die Funktion Recruiter und soll wie bei XING den kompletten Bewerbungsprozess in einer Oberfläche vereinen. Das gilt aber natürlich nur für Kandidat*innen innerhalb des LinkedIn-Netzwerkes.
Während XING das Projekt – also die Stellenanzeige – in den Mittelpunkt stellt, ist es bei LinkedIn Recruiter die Suche. Diese ist extrem umfangreich, es gibt unglaublich viele Filter, mit denen Sie eine Suche verfeinern können. So viele, dass es schon mal unübersichtlich werden kann. Dennoch beginnen Sie bei LinkedIn ebenfalls mit einem Projekt, dem dann potenzielle Kandidat*innen zugewiesen werden.
Der LinkedIn Recruiter funktioniert zusammen mit LinkedIn Jobs, wo Stellenanzeigen und Kandidat*innen-Profile verwaltet werden. Gegenüber der Standardversion von LinkedIn sind die Suchfunktionen um einiges größer. Gerade wenn es um spezielle Kenntnisse bei Talenten geht, bietet das US-Unternehmen einige Funktionen an. Es gibt 40 Suchfilter, dazu kommen noch Schlüsselwörter und Boolean Search.
Gleichzeitig wirkt im Hintergrund eine Künstliche Intelligenz, die auf Basis der Suchen und der Filter Empfehlungen ausspricht. Sie können interessanten Personen eine InMail schicken, das interne Kommunikationssystem von LinkedIn. Es sind aber auch Massennachrichten möglich, wenn Sie zum Beispiel viele Personen auf eine Stellenausschreibung aufmerksam machen wollen.
LinkedIn hat seinem Recruiter ein ATS eingebaut, mit dem Sie Bewerber*innen verfolgen können und es gibt eine Job-App. Damit sind Sie auch mobil auf dem neuesten Stand. Über verschiedene Funktionen können Sie mit Ihren Kolleg*innen zusammenarbeiten, sehen den Status eines Projekts und können Kandidat*innen-Profile in Ihrem Team teilen. Auch die Notizen, die Sie bei einem Profil machen, können von anderen eingesehen werden.
Die Kosten beim LinkedIn Recruiter
Die Kostenstruktur beim LinkedIn Recruiter ist etwas unübersichtlich. Das liegt an den unterschiedlichen Produkten. Außerdem wirft das Unternehmen Konten für Jobsuchenden mit denen von Jobanbietern zusammen. Die günstigste Lösung ist Recruiter Lite in der Business-Variante, die 47,99 US-Dollar kostet. Der erste Monat ist gratis. Allerdings sind darin nur 15 InMail-Nachrichten enthalten. Die Sales-Option kostet knapp 80 USD, dann bekommt man schon 20 Nachrichten, und die Hiring-Option schließt für 119,99 US-Dollar dann 30 Nachrichten mit ein.
Für die volle Version veröffentlicht LinkedIn keine Preistabelle, sondern verweist auf einen Kontakt zu seinem Verkaufsteam. Je nach Größe Ihres Unternehmens können Sie aber von mindestens 800 US-Dollar pro Monat ausgehen.
Die Vorteile und Nachteile des LinkedIn Recruiters
Wenn Sie Ihre Talente international suchen, dann spielt LinkedIn seine Stärken beim Active Sourcing besonders gut aus. Über 700 Millionen Nutzer bilden eine beeindruckende Datenbank. Darin liegt aber auch ein Nachteil: Wenn Ihre Filter nicht entsprechend eingestellt sind, haben Sie große Streuverluste.
Die Oberfläche des Recruiters ist nicht so einfach zu bedienen wie bei XING. Das deutsche Netzwerk hat sich mehr Mühe beim Userinterface gegeben. Die Suche ist zwar umfangreich, ist aber ebenso kompliziert zu bedienen.
Die Recruiter Lite Angebote klingen zwar von den Kosten gesehen interessant, bieten aber in der praktischen Arbeit zu wenig Funktionen. Außerdem ist die Zahl der Nachrichten sehr gering. Da Sie Recruiter mit den LinkedIn Jobs verknüpfen müssen, kann es schnell zur Verwirrung kommen, in welchem Bereich Sie sich gerade befinden. Wie auch bei XING ist die Begrenzung auf das eigene Netzwerk ein Nachteil, selbst bei der Größe von LinkedIn. Und: LinkedIn hat viele Nutzer*innen, die nicht oder kaum aktiv sind, Ihnen aber unter Umständen angezeigt werden.
Wann lohnt sich der XING TalentManager?
Wer im europäischen Raum nach Fach- und Führungskräften sucht, pro Monat mehrere Stellen zu besetzen hat und ein Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeiter*innen führt, ist mit dem XING TalentManager bestens bedient. Unternehmen, die im DACH-Raum suchen, kommen eigentlich an XING nicht vorbei. Die Kosten lohnen sich dann, wenn Sie durch die spezifische Suche Stellenanzeigen an anderer Stelle einsparen können.
Das europäische Netzwerk unterscheidet sich von seinem US-Vorbild LinkedIn im Design, in der Aufbereitung von Inhalten und in der Altersstruktur. XING hat deutlich ältere Nutzer*innen, die mit den textbasierten Inhalten vollkommen zufrieden ist. Videos und viele Bilder findet man hier eher selten. Dafür werden Ihnen Fachkräfte mit Berufserfahrung angeboten, die europäische Abschlüsse nachweisen können. Ein großer Vorteil ist die Sprache: Deutschsprechende Kandidat*innen finden sich eher bei XING als bei LinkedIn.
Ein großer Pluspunkt beim XING TalentManager ist der Talent Pool. Dieses Feature macht es Ihnen einfach, vorgemerkte Kandidat*innen wiederzufinden. Sie können ein Profil mit einem Klick einem Talent Pool zuweisen und diesen über die Hauptnavigation öffnen. Auf diese Weise finden Sie schnell Alternativen, falls Bewerber*innen abgesagt haben oder Sie den Kreis der Kandidat*innen ausweiten möchten.
Der TalentManager bietet Ihnen Zugriff auf eine Vielzahl von Kandidat*innen-informationen. So sehen Sie, warum Kandidat*innen den Job wechseln möchten, und erhalten weitergehende Profilinformationen, einschließlich des erwarteten Gehalts, soweit angegeben. Mit dem im Paket enthaltenen Talent Radar erhalten Sie zudem einen Überblick über den Bewerbermarkt für die ausgeschriebene Stelle oder eine bestimmte Region.
XING kann mit seinen Gruppen punkten
Ein Vorteil bei XING sind seine Gruppen. Während LinkedIn seine Stärken im Newsfeed hat, gibt es bei XING Gruppen für bestimmte Branchen und Berufsgruppen, die sehr aktiv sind.
Das Netzwerk hat fast 70.000 Gruppen, viele davon auch regional. Etwa 4000 Gruppen haben mehr als 1000 Mitglieder, die meisten haben bis zu 200 Teilnehmer*innen. Beim Active Recruiting finden Sie dort zum einen Talente, zum anderen können Sie über die Gruppenaktivität Ihre Kandidat*innen beurteilen. Wer etwa große Gruppen moderiert, zeigt großes Engagement und Führungsqualitäten.
Grundsätzlich gilt es bei der Verwendung des TalentManagers zu beachten, dass die Kandidat*innen-Informationen und ihre Aktivitäten bei XING liegen. Es gibt keine wirkliche Exportfunktion. Wenn Sie also ohnehin schon eine Recruiting-Software verwenden, sollten Sie überlegen, ob Sie wirklich mehrgleisig fahren wollen.
Tipp: Bei Recruitee können Sie über eine Sourcing-Erweiterung für Chrome Kontakte aus verschiedenen sozialen Netzwerken mit einem Klick in Ihre Datenbank übertragen. Auf diese Weise haben Sie alle Daten in einer Software und müssen nicht verschiedene Anwendungen gleichzeitig laufen lassen.