Sie haben schon als Kinder im Internet gesurft, können jede neue Technologie adaptieren und bewegen sich mit Leichtigkeit durch den digitalen Informationsdschungel: Die Generation Z kennt die analoge Welt nur aus Geschichten. Der Begriff bezeichnet die Frauen und Männer, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden. Sie sind jünger als 24, viele von ihnen sind Berufsanfänger*innen oder befinden sich gerade im Studium. Ihre Eltern sind Millennials oder gehören zur Generation Y, haben also als erste Digital Natives ebenfalls eine hohe Affinität zur digitalen Welt.
Man könnte die Generation Z als die Smartphone-Generation bezeichnen, denn Internet ist für diese Bevölkerungsgruppe auf jeden Fall mobil. Browser werden nur genutzt, wenn das unbedingt notwendig ist, Apps befriedigen die meisten Bedürfnisse. Diese Generation ist auch die erste, bei der es zu auffälligem Verhalten wegen zu starker Nutzung der digitalen Helferlein kam. Das liegt auch daran, dass die Generation Z einen großen Teil ihres Lebens in sozialen Netzwerken verbringt.
Doch was die Vorgängergeneration als neue Freiheit empfand – jederzeit Zugang zu Informationen – ist für die jungen Menschen heute eine Selbstverständlichkeit, die es nicht mehr zu verteidigen gilt. Und so haben sich auch die Werte verändert, gerade was die Arbeitswelt betrifft. Folgende Eigenschaften werden der Generation Z nachgesagt:
- Kreativität
- Nachhaltigkeit
- Sinnsuche
- Sicherheit
- Wunsch nach persönlicher Entfaltung
Da die Generation Z noch am Anfang des Berufslebens steht, sind auch die Voraussagen, wie sie sich entwickeln wird, mit Vorsicht zu genießen. So gibt es zwar den Wunsch nach Sicherheit, manche sehen aber auch eine geringere Loyalität zur Firma, die sie beschäftigt. Es gibt das Verlangen nach persönlicher Entfaltung, gleichzeitig kein Bedürfnis, so schnell wie möglich in die Führung aufzusteigen.
Das neue Verständnis von Arbeit der Generation Z
Der Arbeitswelt-Experte Christian Scholz von der Universität des Saarlandes beschreibt die jungen Menschen so: “Die Z-ler wollen geregelte Arbeitszeiten, unbefristete Verträge und klar definierte Strukturen im Job haben. Wenn Feierabend ist, dann lesen sie auch keine Arbeitsmails.“
Wenn heute von digitalen Nomad*innen gesprochen wird, die überall auf der Welt online arbeiten können, dann sind das hauptsächlich Millennials. Die Generation Z will Sicherheit und einen Ort, wo sie angenehm leben und eine Familie gründen kann. Das bezieht sich auch auf den Arbeitsplatz: Der sollte bitteschön in der Nähe sein. Es fühlt sich fast an wie eine Reise in die 50er Jahre, als die Menschen nach einem Eigenheim strebten und sich im Verein engagierten. Heute heißt das Community Engagement und gewohnt wird – auch altersbedingt – noch im Haus oder der Wohnung der Eltern. Das hat aber Solarzellen bekommen und bereitet das Wasser auf.
Die Welt zu retten, oder zumindest zu verbessern, ist mindestens so wichtig wie Geld zu verdienen. Aktivitäten nach Feierabend haben nichts mit der Arbeit zu tun, und selten sind Kolleg*innen daran beteiligt. Selbst in den Städten treffen die Zoomer (ein Wortspiel mit der Boomer-Generation) ihre Freund*innen aus der Schule oder zocken zusammen E-Games. Sie bauen öffentliche Gärten oder beteiligen sich an Wanderausflügen.
Teamfähigkeit und Flexibilität der Generation Z
Eine Studie von McKinsey bescheinigt den unter 24-Jährigen, dass sie in der Lage sind, in unterschiedlichen Realitäten zu leben, und Communoholics seien, also Teams und Gruppen aktiv suchen. Sie haben außerdem hohe ethische Ansprüche.
Für Mitarbeiter*innen der Generation Z bedeutet das: Sie wollen nicht in eine Schublade gesteckt werden. Sie entscheiden nicht nur ihr Geschlecht selbst, sondern wechseln auch ständig Rollen im Arbeitsleben. Sie sind auf der Suche nach Wahrheit, statt nach der nächsten Karrieremöglichkeit.
Weil der Gedanke der Community so wichtig ist, sind die jungen Frauen und Männer auch weniger an Konfrontationen interessiert. Der Dialog ist wichtiger, Entscheidungen werden nach Konsens getroffen, nicht nur nach Mehrheiten. Gleichzeitig hat diese Generation schon über ein Jahr die Corona-Pandemie erlebt und zeigen können, wie flexibel und anpassungsfähig sie ist.
Diese Flexibilität wird deutlich, wenn es darum geht, andere zu mobilisieren. Die Fridays-for-Future-Generation konnte sich in kurzer Zeit zusammenschließen. Nicht umsonst werden die Proteste in Hongkong, Thailand und anderen Teilen der Welt von jungen Menschen getragen, die sich über Telegram und andere digitale Tools verbinden – und genauso schnell wieder auflösen. Im Unternehmen kann das bedeuten, dass Sie kurz vor der Mittagspause von einem Walk-out überrascht werden, einem stillen Protest, der im Rahmen der Black-Lives-Matter- und Me-Too-Bewegung aufkam.
Wie erreichen Sie als Arbeitgeber*in die Generation Z ?
Die meisten Angehörigen der Generation Z treten gerade erst ins Arbeitsleben ein. Man schätzt, dass etwa drei Millionen Frauen und Männer bereits eine Ausbildung machen, studieren oder einen Job angefangen haben. Das sind junge Talente, die Sie nicht früh genug an sich binden können. Denn wenn die Arbeitsbedingungen stimmen, dann sind die Zoomer loyaler als andere junge Mitarbeiter*innen. Aber genau diese Bedingungen sind eine Herausforderung.
Sie werden einige wichtige Forderungen erfüllen müssen, um die jungen Leute der Generation Z für sich zu begeistern:
Nachhaltigkeit
Für die Generation Z ist das mehr als nur ein Schlagwort. Diese Mitarbeiter*innen wollen wissen, woher die Rohstoffe kommen und welche Löhne in den Herstellungsländern gezahlt werden. Sie geben sich nicht mit der Energiebilanz zufrieden, sondern wollen sie immer weiter verbessern – CO2-neutral ist das Ziel. Wer da halbherzig und nur mit Versprechen herangeht, wird wenig Erfolg beim Rekrutieren haben.
Arbeitszeiten
Der Einsatz digitaler Instrumente und Software schafft Effizienz. Junge Angestellte können mehr Arbeit in weniger Zeit leisten. Diese Zeit ist begrenzt. Die neue Work-Life-Balance ist ein gerechter Ausgleich der Zeitkonten zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Zuhause wird nur gearbeitet, wenn gerade Homeoffice angesagt ist. Urlaub wird genommen und nicht bis zum Jahresende hinausgeschoben. Kranke Beschäftigte bleiben im Bett, bis sie wieder genesen sind.
Flexible Arbeitszeiten bedeuten, dass Kontingente vergeben werden. Der 9-to-5-Job ist von gestern, die Arbeit wird dann erledigt, wenn die Zeit am besten passt. Es geht dabei nicht um weniger Arbeiten, sondern um eine selbstverantwortliche Einteilung der Arbeitszeit.
Lernbereitschaft
Lernen ist nicht Teil der Karriere, sondern eine Anpassung an die sich ständig verändernde Realität. Die Generation Z ist besser informiert als jede Generation zuvor. Sie ist in der Lage, jeden Sachverhalt in kürzester Zeit zu verstehen und zu analysieren. Sie ist hungrig nach neuen Informationen und Skills. Deshalb erwarten die potenziellen Bewerber*innen eine Vielzahl an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, auch solche, die nicht direkt mit ihrer Rolle zu tun haben.
Klare Strukturen und Vorgaben
Wer am Beginn seines Berufslebens den Niedergang der Weltwirtschaft durch die Corona-Pandemie kennengelernt hat, ist realistisch geworden. Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach. Ein Job, der regelmäßig Geld einbringt, ist besser als einen Lebenstraum zu verfolgen, den man ohnehin nie erreichen wird. Wer weniger idealistisch ist, kann sich besser in festen Strukturen einfinden.
In der oben zitierten McKinsey-Befragung zur Generation Z heißt es: “Sie zeigen bereits eine hohe Präferenz für reguläre Beschäftigung gegenüber freiberuflicher oder Teilzeitarbeit, was beispielsweise im Vergleich zur Einstellung von Millennials überraschend ist.”
Die Rückkehr der ganzheitlichen Arbeitskräfte
Die Unternehmensberatung Deloitte sieht in der neuen Generation Z eine Rückkehr des Menschen der Renaissance. Gemeint sind damit ganzheitlich Denkende und Macher*innen, Menschen mit vielen Interessen und Fähigkeiten und Wissen. Sie zeichnen sich aus durch die Nutzung aller möglichen digitalen Tools, haben technisches Wissen, können Daten generieren und analysieren, kennen die Grundlagen der Betriebswirtschaft und sind gleichzeitig kreativ und Design-orientiert. Man stelle sich Leonardo da Vinci vor, der Zeichner und Maler war, gleichzeitig Denker und Ingenieur. Die Generation Z kann mehr als viele Generationen zuvor.
5 Schritte, um Generation-Z-Talente anzulocken
Die jungen Frauen und Männer sehen nicht eine ausgeschriebene Stelle, sondern das Umfeld. Entsprechend werden Sie sich als ganzes Unternehmen präsentieren müssen, wenn Sie den Nachwuchs der Generation Z für Ihre Firma anwerben möchten.
1. Bieten Sie personalisierte Programme an
Die Generation Z ist selbstbewusst und will wissen, was Sie als Firma bereit sind, für sie zu leisten, damit sie sich weiter entwickeln können. Praktika sind ein erster Einstieg, sie müssen aber mit Inhalten ausgefüllt sein – es reicht nicht, Praktikant*innen neben sich sitzen zu haben. Sie brauchen Aufgaben und Lerninhalte. Für Berufseinsteiger*innen eignet sich ein Mentor oder ein Shadow-Programm. Benennen Sie Personen, die ihnen beim Einstieg helfen und die Rolle erklären, die sie ausfüllen sollen.
Die Daimler AG bietet sogenannte Holiday Jobs an: Interessent*innen können in den Ferien das Unternehmen kennenlernen, dort arbeiten und werden sogar noch dafür bezahlt. Volkswagen hat eine Karriereseite eingerichtet, die komplett auf die Bedürfnisse der Generationen Y und Z zugeschnitten sind. Die Hauptargumente: Mobiles Arbeiten, flexible Arbeitszeiten, Fort- und Weiterbildung, 30 + 2 Tage bezahlter Urlaub, betriebliche Altersvorsorge und medizinische Versorgung und Vorsorge.
2. Gehen Sie in die Universitäten und stellen Sie Frauen ein
Diversität zu fördern bedeutet nicht, eine Quote in den Geschäftsbericht zu schreiben, sondern Frauen aktiv einzustellen. Eine Firma mit einem geringen Frauenanteil hat bei der Generation Z ein negatives Employer Branding. Junge Frauen, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben, sind hoch motiviert und eine Bereicherung gerade für Teams im technischen Bereich, als Ingenieurinnen, Wissenschaftlerinnen und Programmiererinnen.
3. Entwickeln Sie neue Karrieremöglichkeiten für die Generation Z
Der Wunsch nach Sicherheit der heutigen Berufseinsteiger*innen darf nicht damit verwechselt werden, dass sie keine Veränderung wollen. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn es um die Karriere geht, dann müssen Sie Ihren jungen Angestellten mehrere Optionen bieten. Karriere ist heute kein linearer Aufstieg zu bestimmten Positionen mehr, sondern ein Netz an Aufgaben, die mit neuen Verantwortlichkeiten verbunden sind. Das bedeutet auch, dass intern diese jungen Menschen immer wieder mit neuen Projekten betraut werden, die sie voranbringen können.
Wie man es vielleicht nicht machen sollte, zeigt das Beispiel Edeka: Hier werden die Interessent*innen mit Sie angesprochen, es werden Werkstudent*innen erwähnt und eine technische Sprache verwendet.
4. Zusammenarbeit der Generationen Boomer, X, Y und Z
Eine große Herausforderung für Unternehmen mit Mitarbeiter*innen verschiedener Altersgruppen ist, deren Ansprüche zu erfüllen. Das aber kann ein Vorteil sein, wenn Sie weniger auf die Generation an sich schauen, sondern was die einzelnen Mitarbeiter*innen an Wissen und Fähigkeiten mitbringen und wie sie voneinander lernen können.
Die Generation Z wird irgendwann die Führung des Unternehmens übernehmen, sie muss aber darauf vorbereitet werden. Hier ist das Zusammenspiel der Generationen wichtig. Und das ist übrigens auch ein Grund, warum Altersdiversität ein Vorteil für Unternehmen ist. Ein gutes Beispiel ist Thyssen-Krupp, die auf ihren Recruiting-Seiten zeigen, wie Teams zusammenarbeiten und junge und ältere Arbeitnehmer*innen eine Gemeinschaft bilden.
5. Employer Branding und Ihr Firmenprofil
Um einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten, müssen Sie Zukunftsfähigkeit beweisen. Die Generation Z will nicht in Unternehmen arbeiten, die rückwärtsgewandt sind oder eine “Wir machen das so, wie wir das immer gemacht haben”-Mentalität besitzen. Da viele dieser jungen Arbeitskräfte hochqualifiziert sind, ist die Auswahl an Stellen groß. Sie können mit Ihren Visionen punkten und wie Ihr Unternehmen dazu beiträgt, die Welt ein wenig besser zu machen. Sie können Verantwortung für den*die Einzelne*n übernehmen und nach außen darstellen.
Ein modernes Unternehmen bietet seinen Beschäftigten immer wieder neue Herausforderungen und spannende Aufgaben, hält aber auch Werte wie Familie und Freizeit hoch.
Digitale Lösungen für die Arbeitswelt der Generation Z anbieten
Was oft unterschätzt wird bei den Digital Natives ist die Fähigkeit, Probleme aus einer digitalen Sicht zu sehen. Das wird bei der Generation Z besonders deutlich. Wenn die Verkaufszahlen zurückgehen, werden erst die Zugriffszahlen der Webseite angeschaut und dann die Shares auf Facebook, bevor es um die Abverkäufe in den Ladengeschäften geht. Für die neue Produktpräsentation wird vorgeschlagen, das Event in Minecraft zu hosten und auf Twitch zu streamen. Employer Branding wird die Aufgabe von Influencer*innen, und statt Umfragen-Marketing gibt es Diskussionen mit Kund*innen in einem Clubhouse-Chat.
Als Arbeitgeber*in werden Sie für diese Vorschläge zumindest Verständnis haben müssen. Die Generation Z benutzt die Tools, mit denen sie aufgewachsen ist, so wie heute noch Babyboomer mit einem Notizblock ins Meeting gehen.
Gleichzeitig müssen Sie diese digitalen Kanäle auch nutzen, um Talente anzulocken. Sie werden die gesamte Klaviatur neuer Tools benutzen müssen, um sich der Generation Z als attraktives Unternehmen zu präsentieren.
Aber: Es muss auf Augenhöhe geschehen. Ein auf TikTok tanzender CEO ist ebenso peinlich wie Influencer*innen, die ein PR-Statement ablesen und die Zuschauer*innen auf Instagram mit “Sie” ansprechen. Recruiting der Generation Z muss zeitgemäß, kreativ und authentisch sein. Wie man das richtig macht, können Sie auf dem TikTok-Account des Klinikums Dortmund sehen.