Mitarbeiteranerkennung als Motivationsinstrument im Unternehmen

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2021
29.7.21
17/1/2023
17/1/2023
Minuten Lesedauer
Luisa Spardel
Recruitee
Mitarbeiteranerkennung ist ein gutes Instrument, um Personal zu motivieren. Es zeigt nach außen, dass man sich um seine Angestellten kümmert.
Inhalt

Gehaltserhöhungen und regelmäßige Beförderungen reichen heute nicht mehr aus, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren. Arbeitgeber müssen sich aktiv um die Mitarbeiterbedürfnisse bemühen. Die Angestellten wollen heute ein angenehmes Arbeitsumfeld, eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf und vor allem Wertschätzung erfahren. Das Betriebsklima ist ebenso wichtig wie die Beziehung zwischen Chef und Mitarbeiterin und Mitarbeiter. Vorgesetzte können heute nicht mehr ihr Personal verwalten, sondern müssen Vorbild sein und ihre Abteilung oder ihr Unternehmen menschlich führen können.

Eine wichtige Rolle spielt dabei die Mitarbeiteranerkennung und die Mitarbeiterauszeichnung. Es ist ein recht einfaches und kostengünstiges Instrument, dass aber eine große Wirkung entfalten kann. Allerdings muss es richtig im Unternehmen umgesetzt werden, und auf allen Ebenen wirklich gelebt werden. Mitarbeiteranerkennung ist etwas, das in die tägliche Arbeit von Führungskräften eingebunden sein sollte.

Warum ist die Mitarbeiteranerkennung so wichtig?

Die Studie „Jobzufriedenheit 2017” hat herausgefunden, dass neun von zehn Befragten (91 Prozent) ausdrücklich möchten, dass die oder der direkte Vorgesetzte ihre oder seine Wertschätzung zum Ausdruck bringt. Darin eingeschlossen ist ein ehrliches und kompetentes Feedback.

Etwa 88 Prozent wären im Job glücklicher, wenn ihre Vorgesetzten mehr Interesse an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Menschen zeigen würden. Gefragt, wie wichtig das Image des Unternehmens nach außen für sie ist, sagte 59 Prozent, dass die Reputation eine große Rolle spiele.

Bei der Motivation für einen Job-Wechsel spielt das Gefühl, dass die eigene Leistung nicht anerkannt wird, bei 17 Prozent der Befragten die Hauptrolle. Nur der Wunsch nach besserer Bezahlung liegt mit 23 Prozent noch davor.

Das nur 39 Prozent der Studienteilnehmer ihren Arbeitgeber Freunden weiterempfehlen würden, zeigt die Unzufriedenheit vieler mit den Arbeitsbedingungen und die Notwendigkeit der Mitarbeiteranerkennung.

Formen der Mitarbeiteranerkennung

  • Die Wertschätzung ist die Haltung des Arbeitgebers gegenüber der Leistung und Persönlichkeit der Angestellten. Sie drückt sich in Lob und Anerkennung aus.
  • Beim Lob geht es meistens darum, ausdrücklich eine bestimmte Leistung, einen Erfolg oder ein dauerhaft gezeigtes Verhalten auszuzeichnen.
  • Die Anerkennung hingegen sollte ständig stattfinden. Das bedeutet, dass Führungskräfte jeden Tag ihren Untergebenen zeigen und deutlich machen, wie sehr sie ihre Arbeit schätzen.

Achtung: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Home Office nicht vergessen

Von besonderer Bedeutung sind Lob und Anerkennung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vom Home-Office aus arbeiten. Denn bei ihnen kommt kein Chef mal kurz am Schreibtisch vorbei und klopft auf die Schulter. Es gibt keine Kolleginnen und Kollegen, die nach einem Meeting die Präsentation loben. Hier ist neben der Einbindung in Anerkennungsprogramme eine intensivere Kommunikation gefragt:

  • Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice zum Meeting über Videokonferenz einladen.
  • Wenn es Eis für alle in der Abteilung gibt, den Home-Office-Kolleginnen und-Kollegen etwas vom Lieferdienst schicken lassen.
  • Regelmäßige Video-Calls, um Lob und Anerkennung auszusprechen.

Programme für die Mitarbeiterauszeichnung und -anerkennung

Die Art und Weise, mit der Angestellte ausgezeichnet werden, sollte für alle gleich sein. Da aber in jedem Unternehmen unterschiedliche Arbeit geleistet wird (Buchhaltung, Produktion, Verkauf), braucht es Systeme die transparent sind und gleichzeitig keinen in der Belegschaft benachteiligen oder ausschließen.

1. Software

Mit Software lassen sich heute viele Bereiche der Human Ressources bearbeiten. Es gibt eigene Applikationen, mit denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich gegenseitig auszeichnen und loben können. So ist es möglich, dass nach Abschluss eines Meetings alle Teilnehmer eine Nachricht bekommen. In dieser werden sie aufgefordert, die Präsentation zu bewerten, oder aufzuschreiben, was ihnen gefallen hat. Andere Programme vergeben Punkte, die dann zusammengezählt und mit Prämien belohnt werden.

Interne Messenger oder Kommunikationstools wie Slack machen es möglich, zumindest kleine Belobigungen zu senden. Oft reicht schon ein Smiley vom Chef auf eine Antwort in einem Thread.

Der Vorteil einer softwarebasierten Mitarbeiterauszeichnung ist, dass sie automatisiert werden kann. So wird niemand vergessen. Ein klarer Nachteil ist, dass es eine sehr unpersönliche Methode ist. Es empfiehlt sich Software nur als ein ergänzendes Element in der Mitarbeiteranerkennung einzusetzen.

2. Gamification

Eine Sonderform der softwarebasierten Mitarbeiteranerkennung ist der spielerische Ansatz. Beim US-Händler Target wollte man die Kassierer motivieren, die Scanzeit von Artikeln zu verbessern. Bislang gab es lediglich einen Tagesreport, der nur eine Gesamtzeit und die Zahl der Artikel auflistet. Zur Mitarbeitermotivation installierte man dann eine kleine Ampel, die grün anzeigte, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zeitfenster waren und rot, wenn sie darüber lagen.

Bei anderen Firmen werden gemeinsam Ziele formuliert, bei deren Erreichung man zum Beispiel virtuelle Anstecker als Auszeichnung bekommt. Diese können dann wie Orden auf der internen Profilseite im Intranet angezeigt werden.

Mit Microsoft Dynamics 365 können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Wettbewerben teilnehmen, in denen sie durch die Erreichung von KPIs Belohnungen wie Preise, Auszeichnungen, Privilegien und Anerkennungen bekommen können.

Der Vorteil von Gamification ist, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Belohnung bekommen, die eigentlich nur virtuell ist. Der Aufwand ist für den Arbeitgeber gering, kann aber die Performance und die Motivation erheblich verbessern.

3. Interne Richtlinien (Punktesystem)

In vielen Unternehmen wird mit einem Punktesystem gearbeitet, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu belohnen. Diese Punkte können über ein softwarebasiertes System berechnet werden oder werden einfach vergeben und in eine Liste eingetragen. Für eine bestimmte Punktzahl gibt es ein Geschenk, einen Gutschein oder ähnliches. Hierbei ist entscheidend, dass die Kriterien für die Punkte sauber formuliert sind und für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelten. Verkaufszahlen sind zum Beispiel gut für Verkäuferinnen und Verkäufer, aber nicht für Angestellte im Lager.

Besser eignen sich abteilungsspezifische KPIs. Bei Unternehmen mit einem Betriebsrat sollte dieser auf jeden Fall bei der Erstellung des Systems einbezogen werden. Die Richtlinien für ein Punktesystem oder andere Formen eines Mitarbeiteranerkennungsprogramms müssen transparent sein und für alle im Betrieb Arbeitenden verständlich sein.

4. Mitarbeiterwertschätzung durch Benefits für alle

Die niederländische Firma Poly, die unter anderem die Plantronics-Kopfhörer herstellt, hat einen eher breiten Ansatz. Statt einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über ein Programm zu loben, stellt sie allen besondere Angebote zur Verfügung. Dazu gehören:

  • Gesundheits- und Wellnessprogramme vor Ort
  • Fitnessstudio und Duschen vor Ort
  • Umkleidekabinen
  • Handtuchservice
  • Rabatte für lokale externe Fitnessstudios
  • Täglich frisches Obst im Büro

Mit diesen Vorschusslorbeeren können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenfalls motiviert werden. Und es macht sich natürlich gut auf der Firmenwebseite und im Reputationsmanagement. Bewerber sehen, was sie auf jeden Fall bekommen, anstelle eines abstrakten Punktesystems.

Bei Disney gibt es 180 Mitarbeiteranerkennungsprogramme

Der Medienkonzern Disney hat sehr früh mit Anerkennungsprogrammen begonnen, von der Mitarbeiterin oder vom Mitarbeiter des Monats bis zu Kreuzfahrten für gute Leistungen. Insgesamt gibt es 180 solcher Programme im Konzern. Eines ist jedoch ganz besonders: Der Lifetime Fred Award.

Er ist nach Fred benannt, einem langjährigen Mitarbeiter, der beispielhaft für die Eigenschaften steht, die das Unternehmen schätzt, wie Zuverlässigkeit und Freundlichkeit. Jedes Jahr werden Plaketten für den Gewinner des Spirit of Fred Award vergeben. Man hat ihn bewusst nach einem Mitarbeiter benannt, um zu zeigen, dass alle Angestellten eingebunden und wichtig sind.

12 Tipps für die eigene Mitarbeiteranerkennung

1. Umgang

Die einfachste Art und Weise, Wertschätzung zu zeigen ist der tägliche Umgang miteinander im Büro. Gegenseitigen Respekt zu zeigen, freundlich zu sein und Menschen gleich zu behandeln sind Grundwerte, die ein gutes Betriebsklima schaffen.

Vorgesetzte, die jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter beim Gang durchs Büro einen guten Morgen wünschen, schaffen eine positive Grundstimmung. Chefs, die sich den Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und vielleicht noch ein paar Details merken, zeigen, dass sie ein Interesse an den Menschen haben.

2. Lob

Wenn Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter etwas Herausragendes geleistet haben, dann sollten sie dafür gelobt werden. Unabhängig von bestehenden Anerkennungssystemen ist ein persönliches Lob durch den Vorgesetzten oder Kolleginnen und Kollegen immer von besonderer Bedeutung. Es gibt dem Lob einen emotionalen Kontext. Es reichen dafür schon kurze Sätze wie

  • „Das haben Sie wirklich gut gemacht!”
  • „Großartige Leistung, vielen Dank dafür.”
  • „Ich bin beeindruckt, das war echt gut.”

Ideen für ein Belobigungsschreiben

Bei einer schriftlichen Belobigung sollten ein paar Ratschläge beherzigt werden, damit es seine beabsichtigte Wirkung erreicht. Je konkreter und persönlicher ein Schreiben ist, umso besser kommt es an. Das Schreiben sollte

  • Konkret den Grund der Belohnung nennen („Ihre Mitarbeit am Projekt X”),
  • Deutlich machen, was besonders war („Ich war beeindruckt, wie Sie die Meilensteine gemanagt und eingehalten haben”),
  • Die Ich-Form verwenden („Ich möchte mich bedanken”, „Ich möchte meine Anerkennung aussprechen”),
  • Übertreibungen vermeiden („Sie haben ausgesprochen gute Leistung gezeigt” ist besser als „Sie sind die/der Beste”),
  • Eigene Erwartungen, die erfüllt oder übertroffen wurden benennen („Ich hatte Ihnen das Projekt übertragen, weil ich Ihre Kompetenz in diesem Bereich kenne und schätze”).

3. Öffentliches Lob

Ein Lob und eine Anerkennung können öffentlich ausgesprochen werden. Das verstärkt die Wirkung für Gelobte, weil sie damit Anerkennung von anderen bekommen. Es ist eine Motivation für die Belegschaft, selbst einmal so ausgezeichnet zu werden. Öffentliches Lob kann zum Beispiel

  • in eine Rundmail,
  • auf einem Meeting,
  • während einer Betriebsfeier,
  • bei der Vorstandssitzung oder
  • in der Mitarbeiterzeitung oder auf der Webseite

ausgesprochen werden.

4. Verantwortung übertragen

Eine höhere Stufe der Mitarbeiterauszeichnung ist, der Person mehr Verantwortung zu übertragen. Das kann, muss aber nicht eine Beförderung sein. Bei Firmen, die viel mit Teams arbeiten kann ein besonders engagiertes Teammitglied das nächste Mal die Teamleitung übernehmen.

Einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter können neue, anspruchsvollere Aufgaben übertragen werden. Solche Maßnahmen zeigen, dass die Führung Vertrauen in die Leistung des Personals hat und das entsprechend auszeichnen möchte.

5. Privilegien

Mit einer Beförderung kommen oft bestimmte Privilegien, die aber auch selbst schon eine Belohnung sein können. Ein klassisches Beispiel ist ein eigener Parkplatz auf dem Firmengelände. Vorgesetzte können Zutritt zur Executive-Kantine vergeben, einen Dienstwagen genehmigen oder ein neues Telefon zur Privatnutzung erlauben. Weitere Privilegien sind:

  •    Ein eigenes Büro
  •     Größerer Arbeitsbereich
  •     Eigener Assistent oder Assistentin
  •     Jobticket
  •     Zugang zu Firmenkrediten

6. Events

Firmen können ihre Dankbarkeit für die Arbeit ihres Personals mit eigenen Events ausdrücken. Beim Medienkonzern Springer ist die jährliche Weihnachtsfeier eine Party, die keine Mitarbeiterin und kein Mitarbeiter verpassen möchte – von den Sicherheitsleuten bis zum gesamten Vorstand. Da sind sich die Chefs nicht zu schade, selbst das Bier zu zapfen und auszuschenken – für mehrere Stunden. Das Unternehmen lässt es gewaltig krachen, mit mehreren Bands auf zwei Bühnen und einem CEO, der sich schon mal als Drag-Queen verkleidet hat.

Ein anderes Event ist ein Tag der Anerkennung. Bei diesem werden in einer meist etwas offiziellen Atmosphäre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor der gesamten Belegschaft für ihre Leistungen ausgezeichnet.

7. Gehaltserhöhungen und Beförderungen

Das Gehalt zu erhöhen und eine Beförderung auszusprechen ist eine der meist genutzten Methoden, um eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter für ihre oder seine Leistung auszuzeichnen. Sie sind mit den meisten Kosten verbunden und haben für Unternehmen eine nachhaltige Wirkung.

Allerdings zeigen manche Studien, dass Gehalt alleine kein Motivationsfaktor mehr ist.

8. Weiterbildung

Eigentlich sollte Weiterbildung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeboten werden, aber das ist nicht immer aus Zeit- und Kostengründen möglich. Weiterbildungsmaßnahmen eignen sich gut als eine Anerkennung für geleistete Arbeit. Denn das Unternehmen zeigt damit Vertrauen und die Absicht, die belohnte Person in der Organisation behalten und fördern zu wollen.

9. Sonderurlaub, Reisen, Gutscheine

Kleine Geschenke erhalten nicht nur die Freundschaft, sondern können die Loyalität fördern. Wenn ein Projekt schneller als geplant abgeschlossen wurde oder eine Fertigung mehr als geplant produziert hat, dann kann das mit Geschenken wie einem Sonderurlaub oder Reisegutschein belohnt werden. Oftmals bleiben diese Geschenke länger in Erinnerung als andere Maßnahmen.

10. Mitarbeiterin oder Mitarbeiter des Monats

Lange Zeit galt die Auszeichnung der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters des Monats als der heilige Gral der Mitarbeiteranerkennung. Man glaubte, damit nicht nur seine Dankbarkeit für die geleistete Arbeit zu zeigen, sondern auch anderen zu motivieren.

Diese Auszeichnung hat aber mehrere Probleme: Zum einen schafft sie einen Wettbewerb, bei dem die Belohnung mehr im Vordergrund steht als die eigentliche Arbeit, und damit verbunden eine Konkurrenzsituation unter der Belegschaft. Außerdem ist es schwierig, gleiche Kriterien für alle zu formulieren.

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