Videobewerbung: Worauf Unternehmen achten sollten

Zuletzt aktualisiert:
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07
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2021
22.7.21
18/12/2021
18/12/2021
Minuten Lesedauer
Luisa Spardel
Recruitee
Videobewerbungen sind bei jungen Menschen heute üblich. Für Unternehmen haben Videos Vorteile, wenn sie richtig bewertet & eingeschätzt werden.
Inhalt

Ein innovatives Unternehmen zeichnet sich nicht nur durch moderne Prozesse und digitale Transformation aus. Der Recruiting-Prozess zur Mitarbeitergewinnung erfährt eine Wandlung, von automatisierten E-Mails bis zu neuen Formen der Bewerbungsgespräche und Videobewerbungen.

Schon jetzt sind handschriftliche oder per Post eingereichte Bewerbungen eher eine Seltenheit, die meisten Kandidat*innen bevorzugen die schnelle E-Mail. Erste Interviews werden über Skype, Zoom oder anderer Videokonferenz-Programme geführt. Fragen beantwortet ein Chatbot.

So ist es kaum verwunderlich, dass Bewerbungen eine digitale Transformation erfahren. Neben einer schriftlichen Form hat das Video Einzug gehalten. Darin stellen sich Bewerber*innen kurz vor und können über Bild und Ton einen besseren Eindruck ihrer Persönlichkeit vermitteln als nur mit Text.

Was sind Videobewerbungen?

Mit einer Videobewerbung haben Bewerber*innen die Gelegenheit, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Es kann mit einem Smartphone aufgenommen werden, oder in Fotostudios, die ihre Räumlichkeiten für professionelle Aufnahmen zur Verfügung stellen. Die Videos werden dann entweder an die Bewerbungs-E-Mail angehängt oder es wird ein Link zum Download zur Verfügung gestellt.

Die Videobewerbung soll den Lebenslauf ergänzen und einen lebendigen Eindruck der Person vermitteln. Als modernes Kommunikationsmittel findet sie zunehmende Akzeptanz in Unternehmen.

Noch sind Videobewerbungen eine Ausnahme. Sie können als Recruiter*in den Bewerber*innen die Möglichkeit einräumen, ein Video mitzuschicken. Eine Bewerbung nur als Video ist unüblich, gerade weil Sie dann keine schriftlichen Daten wie den Lebenslauf haben, die Sie in Ihrer Recruiting-Software verarbeiten können. Eine Video-Rekrutierungssoftware erleichtert das Kandidat*innen-Screening und das Onboarding erheblich.

Wie funktionieren Videobewerbungen?

Für Recruiter*innen sind Bewerbungen per Video eine einfache Methode, etwas mehr über Kandidat*innen zu erfahren. Sie können sich eine Datei herunterladen oder einen Link anklicken und sich in aller Ruhe die Präsentation des*der Kandidat*in anschauen.

Eine Recruiting-Software wird dieses Video automatisch dem Kandidatenprofil zufügen. Sie können die Bewerbungen recht einfach mit Kolleg*innen teilen, und so eine erste Bewertung vornehmen. In weiteren Softwarefunktionen können Recruiter*innen Bewerber*innen eine Online-Plattform bereitstellen. Hier können die Kandidat*innen ihre Bewerbung direkt eingeben, Videos aufnehmen und Anhänge hochladen. So wird sichergestellt, dass alle Bewerbungen in die optimale Form gebracht werden, was den Bearbeitungsaufwand erheblich reduziert.

Für Bewerber*innen ist das Video eine recht einfache und kostengünstige Möglichkeit, über den Lebenslauf hinaus die eigenen Stärken zu präsentieren. Ein gutes Video kann sogar mit einem Smartphone aufgenommen werden – für die Generation Instagram ist das heute gar kein Problem mehr.

Wie verbreitet sind Videobewerbungen in Deutschland?

Es gibt keine verlässlichen Zahlen, wie groß der Anteil von Videobewerbungen in Deutschland ist. Die Professorin Anja Lüthy hat 2019 über Twitter einen Aufruf geteilt, bei dem es um Fragen zum Recruiting und Video als Bewerbungswerkzeug ging. Bei einer Gesamtgröße der Teilnehmergruppe von 104 Recruiter*innen kann man zwar nicht von einer repräsentativen Studie sprechen. Sie können aber Trends erkennen – ein Drittel der Befragten hat schon einmal mit Videobewertungen gearbeitet. Die meisten Teilnehmer*innen sehen eine Länge von 45 bis 90 Sekunden als ideal an. Als Studierende der TH Brandenburg befragt wurden, ob sie über eine Bewerbungsapp ein Video hochladen würden, sagte fast die Hälfte, dass sie das tun würden.

Je jünger Bewerber*innen sind, umso unbefangener gehen sie mit der Erstellung eines Videos um. Das ist für Sie als Recruiter*in wichtig zu wissen: Video ist kein Allzweckmittel, aber für manche jungen Menschen ist es so normal wie es für ältere Semester einst ein Brief war.

Wie sehr Videos auf dem Vormarsch sind, werden Sie vielleicht im eigenen Unternehmen erlebt haben. Denn viele Recruiter*innen setzen auf Stellenbeschreibungen per Video. Diese geben einen besseren Einblick in die Arbeitswelt und Sie punkten damit beim Employer Branding. Außerdem erreichen Sie so eine Zielgruppe, die es gewohnt ist, Informationen als Video vermittelt zu bekommen. Das sind übrigens nicht nur die unter 30-jährigen.

Vor- und Nachteile von Videobewerbungen

Der zentrale Vorteil von Videobewerbungen ist die Tatsache, dass Sie den*die Bewerber*in sofort einschätzen können. Die Persönlichkeit der Videobewerber*innen tritt stärker in den Vordergrund. Bewegungen und Sprache lassen mehr Rückschlüsse zu als ein bedrucktes Blatt Papier.

Ein weiterer Vorteil liegt daran, dass Sie eventuell auf ein Vorstellungsgespräch verzichten können. Sie können schneller selektieren, weil Sie einen Eindruck der Persönlichkeit bekommen. Das spart Ihnen einiges an Zeit und Kosten im Einstellungsprozess.

Natürlich gibt es auch Nachteile bei Videobewerbungen. Oftmals sind dies technische Hürden. Nicht jede*r Bewerber*in ist in der Lage, von sich ein gutes Video zu erstellen. Das liegt an der fehlenden Ausstattung und den Grundkenntnissen der Videoerstellung. Es ist nicht einfach, in eine Kamera zu sprechen, wenn man das nicht gewohnt ist. Vor allem dann, wenn man natürlich wirken und einen guten Eindruck hinterlassen will.

Umgekehrt können Kandidat*innen, die eine natürliche Präsenz haben, sich im Video besser darstellen als sie eigentlich sind. Gute Beleuchtung, sauberer Ton und eine stundenlang eingeübte Rede können schnell über Defizite hinwegtäuschen. Als Recruiter*in sollten Sie immer ein wenig skeptisch sein, wenn ein Video zu professionell erscheint. Da lohnt sich zumindest ein Videoanruf als Follow-up.

Eventuell können Datenschutzbedenken im Spiel sein. Daher gilt es für Transparenz zu sorgen und den Bewerber über die Vertraulichkeit und Verwendungsdauer seines Bewerbungsvideos zu informieren. Eine gute Recruitment-Software unterstützt Sie bei der Einhaltung der DSGVO-Konformität.

Wie beurteilen Sie Bewerbungen über Videobewerbungen?

Videobewerbungen sollte immer nur Teil des Bewerbungsprozesses sein und bei der Personalauswahl weder über- noch unterbewertet werden. Ausschlaggebend sind natürlich erst einmal die fachlichen Qualifikationen, wie sie im Lebenslauf angegeben sind. Hier findet der erste Selektionsprozess statt. Bewerber*innen die über die notwendigen Qualifikationen verfügen und ein Video ihrer Bewerbung zugefügt haben können Sie natürlich in die engere Auswahl nehmen.

Bei einer Beurteilung der Videobewerbung kann Ihnen eine Skala helfen über die sie verschiedene Aspekte des Videos bewerten können. Bewerten Sie mit Noten zwischen 1 - sehr gut und 5 - sehr schlecht.

  • Wie gut ist Bild- und Tonqualität? (Das sagt etwas darüber aus, wie viel Mühe sich der*die Kandidat*in gegeben hat)
  • Wie lang ist das Video? (Ist die Person in der Lage, auf den Punkt zu kommen)
  • Wie gut ist der Vortrag? (Wichtig für Positionen, in denen Mitarbeiter*innen präsentieren oder mit Kund*innen sprechen müssen)
  • Wie informativ ist der Inhalt für Sie? (Erfahren Sie etwas, was nicht im Lebenslauf steht)
  • Ist die Person im Video ordentlich gekleidet? (So, wie Sie es im Bewerbungsgespräch erwarten würden)
  • Begeistert Sie die Person im  Video?

Welche Werkzeuge benötigen Sie für eine Videobewerbung?

Es reichen heute ein Smartphone oder eine Digitalkamera, die 4k-Videos aufnehmen kann. Mindestens so wichtig wie das Bild ist der Ton. Der kann ohne externes Mikrofon in einer ruhigen, möglichst schallschluckenden Umgebung aufgenommen werden. Achten Sie auf gute Ausleuchtung. Ein Licht, das auf den Hinterkopf gerichtet ist, schafft Räumlichkeit.

Zum Bearbeiten gibt es leistungsfähige Gratissoftware. Youtube hat einen Editor, für Windows gibt es OpenShot als Bildbearbeitungsprogramm. Auf einem Apple Computer können Sie das mitgelieferte Programm iMovie verwenden.

Recruiter*innen können durch den Einsatz einer Video-Rekrutierungssoftware die Videobewerbung standardisieren und für die Kanditat*innen die Bewerbung vereinfachen.

Welche Rollen und Stellen profitieren von Bewerbungen per Video?

Ein Video dient meistens dazu den Menschen, den Charakter, die Persönlichkeit und das Verhalten besser kennenzulernen. Es eignet sich damit für alle Bewerber*innen, die sich für untere und mittlere Führungspositionen interessieren oder kommunikativ mit Außenwirkung arbeiten.

Kundendienst, Verkauf, Human Resources

Wer viel mit Menschen zu tun hat, sollte wissen, wie die eigene Außenwirkung ist. Sie verkaufen heute im wesentlichen Emotionen und Eindrücke, nicht Zahlen und Fakten. Um eine*n Kund*in zu überzeugen, braucht es deshalb Kommunikationsfähigkeiten. Das Gleiche gilt für Human Resources: Wer sich im Video freundlich und aufgeschlossen präsentiert, wird gut mit Mitarbeiter*innen umgehen können und ein entsprechendes Einfühlungsvermögen haben.

Führungsrollen

Auch wenn man im Video nicht direkt beweisen kann, dass man etwas von Führung versteht, lässt es doch Rückschlüsse zu. Ein Aspekt ist die Begeisterungsfähigkeit: Sind Bewerber*innen in der Lage, Sie als Arbeitgeber von sich zu überzeugen? Wecken Sie Ihr Interesse für die Person? Und: Spüren Sie, dass Ihr Video-Gegenüber Kompetenz ausstrahlt? All das sind soziale Fähigkeiten, die für Führungsrollen wichtig sind. Außerdem können Sie sehen, ob sich die Person sicher und souverän verhält.

Kreative Stellen

Wenn Sie eine*n Mitarbeiter*in für einen kreativen Job suchen, dann kann eine Videobewerbung Hinweise darauf geben, wie Bewerber*innen sich dem Thema nähern. Das müssen nicht unbedingt Jobs in der Werbung oder dem Marketing sein. Wer im Tourismus arbeitet und neue Produkte entwickelt hat, kann diese zum Beispiel in einigen Bildern oder Kurzsequenzen vorstellen.

Junge Mitarbeiter*innen und Bewerber*innen auf Praktikumsstellen

Berufsanfänger*innen und Praktikant*innen gehen mit dem Thema Video anders um als ältere Menschen. Für sie ist es ein normales Mittel der Kommunikation. Die Männer und Frauen der Generation Z wissen, wie sie sich in Szene setzen können und wie Video effektiv eingesetzt werden kann. Wenn Sie als Unternehmen noch unsicher sind, wie mit dem Medium umgegangen werden soll, können Sie Bewerber*innen auf Praktikumsplätze zu Videobewerbungen auffordern.

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