Konzeptionelle Fähigkeiten: Gefragte Soft Skills, die jedes Unternehmen braucht

Zuletzt aktualisiert:
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2021
23.4.21
13/6/2022
13/6/2022
Minuten Lesedauer
Luisa Spardel
Recruitee
Erfahren Sie, was konzeptionelle Fähigkeiten sind und warum jedes Unternehmen Arbeitskräfte mit diesen Kompetenzen braucht.
Inhalt

Welche Fähigkeiten muss eine Führungskraft mitbringen, um erfolgreich zu sein? Laut des US-amerikanischen Organisationspsychologen Robert L. Katz, braucht es drei Schlüsselkompetenzen: technische Kompetenz (oder Sachkenntnis), soziale Kompetenz und konzeptionelle Fähigkeiten. Und desto höher eine Führungskraft in der Unternehmenshierarchie klettert, umso wichtiger wird konzeptionelles Denken.

Wenn Ihnen der Begriff „konzeptionelle Fähigkeiten“ noch nicht geläufig ist, dann ist dieser Artikel genau richtig für Sie. Hier erfahren Sie, was man darunter versteht, warum Sie Arbeitskräfte mit diesen Kompetenzen brauchen und wie Sie sie finden.

Was sind konzeptionelle Fähigkeiten?

Einen ersten Hinweis darauf gibt die Herkunft des Wortes „Konzept“. Aus dem Lateinischen stammend, bedeutet es etwas zusammenfassen, in sich aufnehmen, begreifen. Im Duden wird „konzipieren“ als „eine Grundvorstellung von etwas gewinnen und entwerfen“ beschrieben.

Konzeptionelle Kompetenz ist demnach die Fähigkeit, Probleme und Chancen zu identifizieren, zu analysieren und eine Vorgehensweise zu entwickeln. Dafür ist ein grundsätzliches Verständnis des Unternehmens, der Prozesse, der Umgebung und der Bewegungskräfte darin nötig.

Konzeptionelle Fähigkeiten zählen zu den Soft Skills. Sie werden vor allem dann benötigt, wenn zur Bewältigung einer Aufgabe keine Vorgehensweise vorgegeben ist. In Unternehmen treten immer wieder Sachverhalte und Situationen auf, für die es keine vordefinierten Lösungen gibt. Für diese Fälle braucht es konzeptionelle Denker*innen.

Tipp: Welche Anforderungen Kandidat*innen mitbringen sollten, lassen sich gut in einem Anforderungsprofil festlegen. Welchen Zweck das Anforderungsprofil erfüllt und wie Sie eins erstellen, erfahren Sie hier.

Was zeichnet konzeptionelle Denker aus?

Mitarbeiter*innen, die konzeptionell arbeiten, stechen meistens durch folgendes Verhalten heraus:

  • Begreifen schnell komplexe Zusammenhänge.
  • Betrachten Fragestellungen aus diversen Blickwinkeln.
  • Finden neue Ansätze für alte Probleme.
  • Stellen Annahmen und eingefahrene Vorstellungen infrage.
  • Sind meist aufmerksame Zuhörer*innen.
  • Sind kreativ.
  • Gehen gut mit Unvorhergesehenem um.
  • Schauen über den Tellerrand hinaus.
  • Arbeiten gut im Team.
  • Beziehen andere Abteilungen und Bereiche mit ein.
  • Koordinieren die Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche.

Darüber hinaus bringen Personen mit diesen Fähigkeiten meist eine intrinsische Motivation mit, sich im Unternehmen einbringen zu wollen. Sie schätzen es, wenn ihre Ideen gehört werden und wenn sie an kniffligen Problemen arbeiten dürfen. Werden sie jedoch nicht entsprechend eingesetzt oder gefordert, kann sich mitunter eine gewisse Frustration mit der täglichen Arbeit oder dem*der Arbeitgeber*in breit machen. Die Gefahr besteht, dass sie das Unternehmen frühzeitig verlassen.

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Warum brauchen Sie Arbeitskräfte mit konzeptionellen Fähigkeiten?

Konzeptionelles Denkvermögen ist besonders für Führungskräfte wichtig. In leitenden Positionen muss man in der Lage sein, mit unvorhersehbaren Problemen umzugehen und entsprechende Lösungen zu erarbeiten. Dafür ist oft nötig, Meinungen verschiedener Abteilungen einzuholen. Auch trotz unterschiedlicher Sichtwei­sen muss dann ein koordinierter Handlungsvollzug sichergestellt werden.

Darüber hinaus ist konzeptionelles Arbeiten gefragt, um Innovationen innerhalb des Unternehmens zu erarbeiten und voranzutreiben. Mit Kreativität und Konzeptionsstärke lassen sich neue Produkte und Services entwickeln. Mitunter wird sogar eine ganz neue Vision für die Firma geschaffen, die die Belegschaft inspiriert und motiviert.

Grundsätzlich sichern konzeptionell denkende Kolleg*innen die Weiterentwicklung und damit den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Die Fähigkeit auf Herausforderungen schnell und kreativ reagieren zu können, wird in der heutigen Zeit zum Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die sich durch Innovationen und Agilität auszeichnen, haben es außerdem leichter, ein starkes Employer Branding zu etablieren und qualifizierte Talente anzuziehen.

Wie finden Sie Kandidat*innen mit konzeptionellen Fähigkeiten?

Hard Skills wie technische Fähigkeiten und Fachwissen lassen sich relativ einfach erkennen und überprüfen. Im Lebenslauf sehen Sie meist sofort, ob ein*e Bewerber*in die nötigen Abschlüsse und Qualifikationen mitbringt. Haben Sie noch Zweifel, können Sie sich im Rahmen einer Arbeitsprobe vom Know-how überzeugen lassen. Bei Soft Skills wie konzeptionellen Fähigkeiten ist das leider nicht so einfach.

Eine Herausforderung ist, dass es nicht die eine konzeptionelle Fähigkeit gibt, die sich messen lässt. Vielmehr besteht konzeptionelles Denkvermögen aus vielen kleinen Merkmalen. Hier erfahren Sie, welche das sind und mit welchen Personalauswahlverfahren Sie sie überprüfen können.

5 Fähigkeiten, die konzeptionelles Denkvermögen auszeichnen

Konzeptionelle Kompetenzen sind vielfältig. Dies sind die fünf Hauptmerkmale gemeinsam mit konkreten Verhaltensweisen, durch die sie sich auszeichnen.

1. Analyse

Beim konzeptionellen Arbeiten ist es wichtig, zu analysieren und zu bewerten, ob ein Unternehmen seine Ziele erreicht und sich an seinen Geschäftsplan hält. Besonders Führungskräfte müssen in der Lage sein, Probleme zu erkennen und zu entscheiden, welche Schritte unternommen werden müssen.

  • Komplexe Situationen analysieren.
  • Starke kognitive Fähigkeiten.
  • Logisches Schlussfolgern.
  • Strategien zur Zielerreichung erarbeiten.
  • Probleme im Unternehmen diagnostizieren.
  • Prognosen erstellen.
  • Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen.
  • Schlüsselelemente in einer Situation erkennen.
  • Wichtige Informationen aus großen Datenmengen auswählen.
  • Beziehungen zwischen Abteilungen verstehen.
  • Beziehungen zwischen Ideen, Konzepten und Mustern verstehen.
  • Geschäftsmodell des Unternehmens verstehen.

2. Kommunikation

Ohne ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten kann eine Fachkraft ihre Lösungen nicht mit den richtigen Personen teilen. Jemand mit konzeptionellen Fähigkeiten kann ein Problem einfach verständlich erklären und Lösungen anbieten. Er*Sie kommuniziert effektiv mit Personen auf allen Ebenen der Organisation, vom oberen Management bis zu Teams innerhalb bestimmter Abteilung. Konzeptionelle Denker sind auch gute Zuhörer*innen. Sie nehmen die Bedürfnisse ihrer Gegenüber wahr und ziehen sie in Betracht, wenn sie einen Aktionsplan erstellen.

  • Aktives Zuhören
  • Klare verbale Kommunikation
  • Die eigenen Gedanken in einfach verständliche Worte fassen
  • Komplexe Probleme und Zusammenhänge erklären
  • Eine Strategie und Vorgehensweise effektiv kommunizieren
  • Empathie zeigen
  • Sich in andere hineinversetzen können
  • Präsentieren können
  • Andere zum Handeln bewegen

3. Kreatives Denken

Kandidat*innen mit konzeptionellen Fähigkeiten müssen in der Lage sein, kreative Lösungen für abstrakte Probleme zu finden. Es geht darum, „über den Tellerrand hinaus“ zu denken. Sie müssen überlegen, wie ein bestimmtes Problem mit den gegebenen Ressourcen gelöst werden kann.

  • Abstraktes, kreatives und intuitives Denken
  • Spaß an komplexen Problemstellungen
  • Kennt Kreativitätstechniken wie beispielsweise Brainstorming
  • Kommt auf innovative Ideen
  • Offen für neue Ansätze

4. Leadership

Jemand mit konzeptionellen Fähigkeiten hat auch starke Führungsqualitäten. Er*Sie muss andere überzeugen und sie inspirieren, der Vision des Unternehmens zu folgen. Eine Führungskraft muss sich auch immer erst das Vertrauen ihres Teams erarbeiten.

  • Sich verpflichten die Unternehmensziele zu erreichen
  • Eine Vision entwickeln und kommunizieren
  • Mitarbeiter*innen führen
  • Aufgaben effektiv delegieren
  • Andere zum Handeln motivieren
  • Teamentwicklung vorantreiben
  • Feedback geben
  • Überzeugend argumentieren
  • Stabilität bringen
  • Strategisch planen
  • Maßnahmen implementieren

5. Problemlösung

Wenn jemand ein Problem identifiziert und die Situation analysiert, muss er*sie entscheiden, wie dieses Problem gelöst werden soll. Menschen mit konzeptionellen Fähigkeiten sind gut darin, Entscheidungen zu treffen, die zu Ergebnissen führen, auch wenn nicht alle Informationen vorliegen.

  • Irrelevante Informationen ignorieren
  • Logisches und kritisches Denken
  • Ein Projekt in überschaubare Teile zerlegen
  • Formulierung wirksamer Vorgehensweisen
  • Lösungen abwägen
  • Priorisieren
  • Entscheidungen fällen und begründen
  • Lösungen ausführen

4 Methoden zur Überprüfung von konzeptionellen Fähigkeiten

Die Bewerbungsunterlagen können meist nur einen Hinweis geben, ob ein*e Kandidat*in die nötige konzeptionelle Arbeitsweise mitbringt. Um die konzeptionellen Fähigkeiten von Bewerber*innen zu überprüfen, bieten sich verschieden Tests bzw. Methden an.

Eine Recruitment Software, wie Recruitee, kann Sie übrigens bei der Personalauswahl unterstützen. Beispielsweise, können Sie detaillierte Profile Ihrer Bewerber*innen erstellen und Termine für Auswahlverfahren, ohne langwierige E-Mail-Konversationen vereinbaren.

1. Strukturierte Interviews

Im Rahmen eines strukturierten Interviews können Sie Ihren Bewerber*innen gezielt Fragen stellen, die auf konzeptionelles Denken abzielen. Zum Beispiel können Sie hinterfragen, wie sich Ihr Gegenüber in der Vergangenheit in bestimmten Situationen verhalten hat. Eine andere Möglichkeit ist, eine fiktive Situation zu beschreiben und Ihre*n Kandidat*in zu bitten zu beschreiben, wie er*sie sich verhalten würde.

Ihnen fallen keine guten Fragen ein? Hier sind die 10 besten Interviewfragen für kritisches Denken.

2. Simulationen

Simulationen sind ideal, um Ihre Bewerber*innen mit jobrelevanten Problemen und Aufgaben zu konfrontieren und sie Entscheidungen fällen zu lassen. Es ist direkt ersichtlich, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten würden. Ihre Vorgehensweise an die Problemstellung sagt viel über ihre konzeptionellen Fähigkeiten aus.

3. Rollenspiele

Wenn Sie im Besonderen die Kommunikation und das Führungspotenzial Ihrer Bewerber*innen testen möchten, dann sind Rollenspiele ideal. Ihre Kandidat*innen werden mit realen Personen und einer fiktiven Situation aus dem Arbeitsalltag konfrontiert. Das Ziel ist dabei, eine realistische Reaktion auf eine Herausforderung zu erleben.  

4. Fallstudien (Case Studies)

In einer Fallstudie bearbeiten Ihre Kandidat*innen eine geschäftsbezogene Problemstellung unter Zeitdruck. Sie werden mit Fragen konfrontiert, die sich auch die Geschäftsführung eines realen Unternehmens stellen muss. Hier können Sie überprüfen, wie Ihre Bewerber*innen Probleme angehen und auch mit unvollständigen Informationen Entscheidungen treffen.

Fazit

Konzeptionelle Denker sind für jedes Unternehmen unerlässlich. Es lohnt sich intern in konzeptionelles Arbeiten zu investieren, denn dies zieht tendenziell zukunftsorientierte Talente an. Ambitionierte Mitarbeiter*innen möchten heute an spannenden, abwechslungsreichen Aufgaben arbeiten. Damit wird Ihnen das Recruiting erleichtert.

Allerdings ist diese Art des Denkens und Arbeitens auch mit einem gewissen Risiko verbunden. Damit konzeptionelle Fähigkeiten voll ausgeschöpft werden, müssen sie einen Wert schaffen. Das bedeutet, auch mal gewagte Ideen in die Tat umzusetzen und damit zu rechnen, dass man scheitert. Das muss im Unternehmen akzeptiert werden.

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