Recruiting-Events: Aktives Marketing für neue Talente

Zuletzt aktualisiert:
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2021
29.7.21
9/11/2022
9/11/2022
Minuten Lesedauer
Leon Hauber
Bei Recruiting-Events holen Sie Bewerber*innen ins Haus oder treffen sie dort, wo nach Jobs gesucht wird. Hier finden Sie Tipps & Infos.
Inhalt

Wer heute ein Produkt auf den Markt wirft und darauf wartet, dass die Kund*innen es kaufen, wird eine lange Ausdauer haben müssen. Marketing hat sich verändert, Unternehmen müssen aktiv auf die Kund*innen zugehen, über viele unterschiedliche Kanäle. Beim Recruiting ist das nicht anders. Es reicht nicht aus, auf eingehende Bewerbungen zu warten. Sie werden die Talente selbst finden müssen, vor allem wenn es um hoch qualifizierte Mitarbeiter*innen geht. Ein Weg neben den Stellenanzeigen und Jobplattformen sind Recruiting-Events. Sie sind sehr effektiv, wenn Sie die passende Zielgruppe ansprechen und die Veranstaltung für sie interessant machen.

Recruiting-Events sind auch notwendig, um jungen Menschen Perspektiven in der modernen Arbeitswelt zu geben. Eine OECD-Studie aus dem Jahr 2020 zeigte, dass Schüler*innen weniger über digitale Jobs wissen als zunächst angenommen. Die meisten hätten Berufswünsche nach klassischen und etablierten Jobs geäußert, heißt es in dem Bericht. Konkret nannten in der aktuellen PISA-Erhebung 47 Prozent der Jungen und 53 Prozent der Mädchen einen von zehn besonders häufig genannten Berufen, wie Arzt*Ärztin, Lehrer*in, Polizist*in oder Unternehmensmanager*in.

Der große Vorteil bei Recruiting-Events ist, dass Sie mit Menschen in Kontakt kommen, von denen sich die meisten für Ihr Unternehmen und die angebotenen Stellen wirklich interessieren. Vor allem aber lernen Sie die Persönlichkeit kennen und können sich einen guten Eindruck von den Bewerber*innen machen.

Was ist ein Recruiting-Event?

Recruiting-Events sind Veranstaltungen, bei denen sich Ihr Unternehmen als Arbeitgeber*in präsentiert und offene Stellen anbietet. Diese Events sind außerdem eine Option, Ihnen einen Talent Pool zu schaffen oder einen vorhandenen zu erweitern.

Bei Recruiting-Events unterscheiden Sie Ort und Zielgruppe. Es gibt

  • Events, die im Unternehmen veranstaltet werden
  • Recruiting-Events, die eigenständig oder im Rahmen von Veranstaltungen außerhalb durchgeführt werden

Bei den Zielgruppen für Recruiting-Events können Sie unterscheiden zwischen:

  • Schulabgänger*innen und Studierenden, die einen Ausbildungsplatz suchen oder eine Karriere beginnen wollen
  • Fachkräften, die an neuen Optionen interessiert sind
  • Aktive Arbeitssuchende, die nach offenen Stellen suchen
  • Sich den Menschen in der Region als Arbeitgeber*in vorstellen
  • Talente von anderen Unternehmen abwerben

Recruiting-Events planen

Der Erfolg einer Recruting-Veranstaltung hängt von einer guten Planung und Vorbereitung ab. Sie sollten sich zunächst Gedanken über die Ziele machen, die Sie mit dem Event verfolgen möchten. Wollen Sie bestimmte Stellen besetzen oder Ihr Employer Branding verbessern? Suchen Sie junge Talente oder brauchen Sie dringend erfahrene Spezialist*innen?

Sie werden als Erstes entscheiden, ob Sie ein Recruiting-Event im Unternehmen selbst oder außerhalb organisieren möchten. Gründe für eine interne Veranstaltung sind:

  • Sie kennen die Räumlichkeiten und Möglichkeiten
  • Sie können alle Mitarbeiter*innen einspannen
  • Sie haben die Möglichkeit, Ihr Unternehmen und Ihre Einrichtungen und Arbeitsplätze zu präsentieren
  • Die Besucher*innen können sich mit Kolleg*innen über die Unternehmenskultur unterhalten
  • Sie haben die organisatorische Kontrolle über das Event und müssen keine Konkurrent*innen fürchten

Ein Nachteil bei diesen Events ist, dass wahrscheinlich weniger Bewerber*innen kommen als bei einer allgemeinen Jobbörse mit mehreren Firmen. Dafür ist aber oft die Qualität höher.

Bei einer Recruiting-Veranstaltung außerhalb Ihrer eigenen Räumlichkeiten können Sie:

  • Selbst ein Event in einem Hotel oder Konferenzzentrum organisieren
  • Eine Veranstaltung an einer Uni oder Hochschule durchführen
  • Sich bei der Arbeitsagentur vorstellen
  • Sich bei einer Jobmesse präsentieren
  • Bei einer Messe Ihren Stand als Recruitment-Center benutzen

Zu den Vorteilen externer Recruiting-Events gehört, dass Sie sich dort befinden, wo die potenziellen Bewerber*innen sind, und dass die Zahl der Kandidat*innen meist höher ist. Ein Nachteil kann sein, dass andere Firmen um neue Angestellte buhlen. Außerdem sind die Kosten meist höher, weil Sie Mieten und Gebühren an Veranstalter*innen bezahlen müssen.

Veranstaltungsideen für Recruiting-Events

An Ideen mangelt es Unternehmen heute nicht mehr, wenn es darum geht, sich bei Hochschulabgänger*innen und Studierenden beliebt zu machen. Da wird schon mal ein DJ eingeladen und die Semesterparty finanziert. Unternehmen, die nach Führungskräften suchen, laden diese sogar zu einem Wochenende in den Alpen ein, um sie besser kennenzulernen – und zu sehen, wie diese versuchen, sich gegenseitig aus dem Rennen zu werfen.

Wir wollen Ihnen hier einige praktikable und erfolgreiche Konzepte vorstellen, die sich an unterschiedliche Zielgruppen wenden und in der Praxis erprobt sind. Denken Sie immer daran, die Art des Recruiting-Events der Zielgruppe anzupassen.

Interne Jobbörse

In Corona-Zeiten werden solche Jobbörsen als Online-Recruiting-Events durchgeführt. Aber normalerweise findet die Veranstaltung in Ihrem Unternehmen statt. Die Abteilungen, die freie Stellen haben, präsentieren sich meist mit Infoständen und Mitarbeiter*innen aus dem jeweiligen Fachbereich. Sie können den Interessierten die jeweiligen Arbeitsplätze zeigen. Es ist üblich, bei solchen Recruiting-Events Führungen durch das Unternehmen anzubieten.

Kleiner Tipp: Bei Veranstaltungen am Wochenende an Familien denken, die mit Kindern kommen, und ein entsprechendes Angebot für Kinder zu machen.

Die Firma Accenture hat zum Beispiel ihre weltweit verteilten Recruiting-Events in 2020 einfach zu Online-Events umgewandelt. Jetzt können Sie auf deren Webseiten entweder an Live-Events teilnehmen oder Beiträge von vergangenen Veranstaltungen anschauen. Da gibt es dann Beiträge mit dem Titel “Aus dem Leben eines Software-Engineers” oder” Wie Cloud die Digitalisierung unserer Kunden vorantreibt” und Tipps, wie Sie Ihren Lebenslauf besser gestalten können.

Hackathon

Im Recruiting ist das noch eine recht junge Idee. Sie kommt aus der Softwareentwicklung, wo sich Entwickler*innen 48 Stunden lang zusammensetzen und Probleme lösen. Bei manchen Hackathons werden Maschinen gebaut oder Fehler in bestehender Software gefunden.

Im Recruiting gibt es zwei Ansätze: Es werden Gruppen aus Kandidat*innen und Recruiter*innen gebildet, um in Gesprächsrunden die gegenseitigen Wünsche, Fähigkeiten und Einstellungen kennenzulernen. Thema sind meistens die jeweiligen Fachgebiete und welche Ansprüche Talente an die Jobs und Arbeitsumgebungen haben. Dabei geht es aber eher um eine allgemeine Sicht und nicht nur um Ihr Unternehmen.

In der anderen Variante bekommen die Teilnehmer*innen reale Aufgaben gestellt, die mehr oder weniger mit Ihrer Firma zusammenhängen. Das können ein Marketingplan sein, Ideen für neue Produkte, Prozessoptimierung, Projektplanung, Vertriebsoptimierung und und und. Sie arbeiten daran einige Stunden, am besten eine Nacht lang, und müssen dann am Nachmittag des Folgetages ihre Ergebnisse präsentieren.

Ein Hackathon ist für beide Seiten ein Gewinn: Die Teilnehmer*innen lernen, unter Druck im Team zu arbeiten, und verbinden das Event positiv mit Ihrem Unternehmen. Für Sie ist das eine ideale Talentbörse. Der einzige Nachteil ist, dass es sich eher an junge Menschen richtet.

Recruiting-Camps

In eine ähnliche Richtung gehen die Recruiting-Veranstaltungen von Barcamps. Das sind Events, die wie eine Konferenz ablaufen, nur dass jede*r reden darf, der*die möchte. Es gibt Timeslots und Räume, und es geht darum, gegenseitig Wissen zu transportieren, und zwar auf Augenhöhe. Bei einem Recruting-Camp können Mitarbeiter*innen solche Sessions leiten und über ihre Arbeit berichten, Teilnehmer*innen können Sessions über Anforderungen machen, die die Generation X, Y und Z heute haben, oder mit der Geschäftsführung über Diversity diskutieren. Diese Events sind sehr informell, Schlips und Anzug sind hier fehl am Platz.

Recruiting-Events auf dem Campus

Sponsern der Semesterfete oder Buchen eines Hörsaals: Wenn es um Recruiting-Events an Universitäten geht, wollen viele die Ersten sein. Allerdings sollten Sie genau auswählen, welche Studienrichtung Sie ansprechen möchten. Weniger ist übrigens mehr: Studierende erwarten kein cooles Lounge-Setting von einer Maschinenbaufirma und schon gar keinen DJ, der alle halbe Stunde von einer Powerpoint-Präsentation aus der HR unterbrochen wird. Einige kleine Stände reichen aus, sie sollten die Berufschancen und -felder in Ihrem Unternehmen darstellen. Am wichtigsten ist, so viele Kontakte wie möglich zu sammeln und fleißig Visitenkarten auszugeben.

Wenn Sie konkret Stellen besetzen müssen, sollten Sie sich an die älteren Semester wenden; wenn Sie sich früh bekannt machen können, an jene, die das Grundstudium abgeschlossen haben.

Business-Dating

Wie beim Speed-Dating kommen hier Recruiter*innen und Interessierte zusammen und haben zum Beispiel eine Minute Zeit, sich und ihr Anliegen vorzutragen. Das Spiel ist gut geeignet als Abwechslung bei größeren Events. Wichtig hierbei: Die Namen und Kontaktdaten der Personen aufschreiben, die mit Ihren Recruiter*innen sprechen. Wenn möglich, zwischen den Dates kurze Notizen anlegen.

Jobmesse und Talent-Fair

Die wahrscheinlich größte Reichweite werden Sie bei Jobmessen bekommen. Sie werden von Drittanbietern organisiert und richten sich entweder an Unternehmen aus einer bestimmten Branche oder an Fachkräfte aus mehreren Industriebereichen. Handwerkskammern und die Wirtschaftsdezernate von Städten sind oft federführend.

Als Unternehmen mieten Sie hier einen Stand und müssen dann mit den anderen Teilnehmer*innen um die Besucher*innen kämpfen. Gerade bei brancheninternen Events werden Sie eine Menge Kontakte bekommen, wenn Ihre Kolleg*innen am Stand aktiv sind. Sie können oft Ihre Bekanntheit noch erhöhen, indem Sie bei der Jobmesse an Diskussionsveranstaltungen teilnehmen und Ihre Aktivitäten in den sozialen Medien begleiten.

Übrigens können Sie natürlich eine normale Messe als Recruting-Event nutzen: Es kostet Sie meist nur ein weiteres Plakat an Ihrem Stand und eine Person aus dem Personalmanagement, die Interessierte anspricht.

Der Verband der Deutschen Ingenieure (VDI) veranstaltet seine eigenen Recruiting-Tage in vielen deutschen Städten. So ist für Mai 2021 ein Event in Frankfurt geplant, das sich an junge Ingenieur*innen und solche, die es werden wollen, richtet.

Aus dem Programm: “Der VDI Recruiting Tag in Frankfurt richtet sich an alle wechselwilligen Ingenieure (m/w/d) und IT-Ingenieure (m/w/d), egal ob Young Professionals oder Professionals. Neben der Möglichkeit, potenzielle Arbeitgeber zu treffen, können Sie spannende Vorträge besuchen oder viele kostenfreie Angebote wie die individuelle Karriereberatung und das Bewerbungsfoto-Shooting wahrnehmen.” Wenn Sie selbst als Unternehmen in diese Branche passen, sind die VDI nachrichten Recruiting Tage eine gute Gelegenheit, die passenden Kandidat*innen zu treffen.

Der Maschinenbauer HAIMER beteiligt sich beispielsweise regelmäßig an Jobbörsen, Berufsfindungstagen und anderen öffentlichen Veranstaltungen zum Thema Ausbildung. Die Berufsfindungstage in Aichach und Schrobenhausen werden jährlich sogar von HAIMER selbst organisiert und gesponsert. Das Ziel: Als regionaler Arbeitgeber einen Beitrag zur Ausbildungsförderung leisten und damit das Employer Branding verbessern.

Networking als Recruiting-Event

Viele Verbände und Wirtschaftsorganisationen veranstalten gerne Networking-Events, bei denen man dann mit einem Glas in der Hand um einen Tisch herumsteht und mehr oder weniger interessante Reden hört. Statt jemanden aus der Geschäftsführung zu schicken, können das auch Mitarbeiter*innen aus den Human Resources übernehmen. Der Auftrag: Die Augen nach interessanten Kandidat*innen aufhalten, die Sie eventuell abwerben können.

Sie können sogar selbst solche Networking-Events zu einem beliebigen Thema veranstalten und so Fachkräfte einladen, die Sie dann Ihrem Talent Pool hinzufügen können.

Fehler bei Recruiting-Events vermeiden

Ein oft gemachter Fehler bei einem Recruiting-Event ist die aggressive Werbung um Kandidat*innen. Wie beim Produktverkauf sollten Sie vor allem die Marke darstellen, also Ihr Unternehmen und was so besonders daran ist, dort zu arbeiten. Die eigentliche Stelle steht dabei im Hintergrund. Versuchen Sie, die Unternehmenskultur in den Vordergrund zu stellen und welche Zusatzleistungen es gibt. Die Stellenanzeige auf ein Poster zu drucken wird nicht viel Erfolg haben.

Bei Veranstaltungen für junge Menschen sollten Sie nicht zu cool sein, das kann schnell peinlich werden. Gerade bei etwas konservativen Unternehmen kann das unglaubwürdig wirken. Besser ist es, sich als modern und innovativ zu präsentieren und die Soft Skills bei Mitarbeiter*innen herauszustellen.

Online-Recruiting-Events durchführen

Wenn Menschen nicht mehr persönlich zusammenkommen können, müssen Online-Events diese Aufgaben übernehmen. Die Berater*innen von McKinsey haben das erkannt und haben Recruiting-Events kurzerhand ins Web verlegt. So können Interessierte bei der McKinsey On Air - Female Edition von zu Hause aus das Webinar für Karriere-Fragen für deutschsprachige Studierende und Doktorandinnen aus Deutschland und Österreich anschauen. Und sie können natürlich auch Fragen stellen.

Es ist davon auszugehen, dass ein Teil der Online-Events im Recruiting auch nach dem Ende der Corona-Krise bestehen bleiben wird. Das auch vor dem Hintergrund, dass junge Talente eine sehr hohe Online-Affinität haben. Und wenn Sie ganz vorne im Trend sein wollen, richten Sie sich einen Talent-Raum bei Clubhouse ein und sprechen über Herausforderungen an junge Menschen und wie Ihre Firma ihnen dabei helfen kann.

Fazit: Recruiting-Events sind ein wichtiger Teil der Talentakquise

Wie wichtig Recruiting-Events, online oder an Ort und Stelle, sind, zeigt ein Bericht über eine OECD-Studie in der Verkehrsrundschau, einem Fachmagazin für die Branche im Personentransport. In der Studie wird festgestellt:

“Entsprechend wichtig sei es, Schülern frühzeitig ein Bild vom Wandel des Arbeitsmarkts zu vermitteln, etwa durch Praktika und andere Kontakte in die Berufswelt, Berufsberatung oder den Besuch von Jobmessen, so die Experten. Positiv sei, dass solche Aktivitäten heute häufiger stattfinden als noch vor 15 oder 20 Jahren. Dass dennoch nicht einmal 40 Prozent der befragten 15-Jährigen angeben, bereits eine Jobmesse besucht oder ein Praktikum absolviert zu haben, verdeutliche den Bedarf, entsprechende Aktivitäten auszuweiten.”

Recruiting-Veranstaltungen bringen Sie also nicht nur zu potenziellen Bewerber*innen, sondern informieren diese auch über die Vielfältigkeit an Berufen und machen sie neugierig. Damit können Sie die ersten Beziehungen knüpfen, und sei es, um Ausbildungsplätze zu besetzen.

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